Seiten

Donnerstag, 17. November 2011

Knochenaufbau


Wenn nicht genügend Knochen für die sichere Verankerung eines genügend großen bzw. langen Implantats zur Verfügung steht, muss ein sogenannter Kieferknochenaufbau (Augmentation) erfolgen. Dieser Begriff fasst die verschiedensten Verfahren, die sich in Aufwand bzw. Schwierigkeit sowie Kosten stark unterscheiden zusammen.

Zunächst einmal muss man unterscheiden, ob ein Knochenaufbau aufgrund fehlender Knochenhöhe (vertikal) oder mangelnder Knochenbreite (sagittal, transversal) notwendig ist. Die knöcherne Rekonstruktion der Breite gilt dabei als weit weniger problematisch als die Gewinnung an Knochenhöhe.

Man unterscheidet die folgenden Verfahren
  • Knochenanlagerung mit Knochenmehl bzw. Knochenersatzmaterial: Bei geringem Knochenmangel in der Breite kann der für den Kieferknochenaufbau notwendige Knochen während der Operation gewonnen werden (Knochenmehl, das beim Bohrvorgang in speziellen Filtern aufgefangen wird). Auch kann hierfür Knochenersatzmaterial verwendet oder die Anlagerungsmenge durch Vermischen von Knochen und Ersatzmaterial gestreckt werden. Dieser Augmentationsbereich wird oft mit einer Art Folie (Membran) so geschützt, dass eine ungestörte Einheilung des Knochens erfolgen kann. Mittlerweile werden hierfür meist Membranen verwendet, die vom Körper vollständig abgebaut werden. Eine Entfernung ist dann nicht mehr notwendig.
  • Knochenspreizung (Bone Spreading): Bei zu schmalem Kiefer ist es möglich, den Kieferknochen durch Knochenspreizung für eine Implantateinbringung vorzubereiten. Bei einer bewährten Technik wird der schmale Knochen mit Hilfe spezieller Meissel, feiner Sägen oder Fräsen in ein lippenseitiges und ein zungeseitiges Blatt gespalten, dann die Implantate in den enstandenen Spalt eingebracht, und die restlichen Hohlräume mit Knochen- oder Knochenersatzpartikeln gefüllt.
  • Ein anderes Verfahren nutzt spreizende, nicht abtragende Bohrer in aufsteigender Größe, um Raum für die Implantate auch im schmalen Knochen zu schaffen.
  • Knochen-Spaltung (Bone Splitting): Wenn der Knochen derart schmal ist, dass eine Spreizung nicht mehr möglich ist, kann ein Bone-Splitting, quasi als Maximalvariante der Knochenspreizung Erfolg bringen werden. Dabei wird der zu schmale Knochen in einen inneres und äußeres (lippenseitiges und zungebseitiges) Blatt  gespalten, um Platz für die einzubringenden Implantate zu schaffen. Diese Trennung muss sehr vorsichtige erfolgen, ein weiteres Aufdehnen (Knochenspreizung) ist in der Regel nötig, um die Implantate dazwischen einbringen zu können. Die zwischen den Implantaten übrig bleibenden Freiräume werden mit gewonnenen Knochenpartikeln oder Knochenersatzmaterial aufgefüllt und mit einer Membran für die Heilung geschützt. Wegen der meist geringen Primärstabilität sollte die Belastung der Implantate erst nach einigen Monaten erfolgen.
  • Knochenblock-Transplantation: Für den Knochenaufbau eines deutlich zu schmalen oder zu niedrigen Kieferabschnitts kann ein größeres Knochenstück von anderer Stelle entnommen und dann mit Hilfe von kleinen Schrauben am Zielort fixiert werden. Ein solcher Knochenblock (oder Knochenspan) muss in der Regel erst einige Monate einheilen, bevor er durch Implantate sicher belastet werden kann. Für kleinere Knochenblöcke eignet sich der aufsteigende Unterkieferast als Entnahmestelle. Bei größeren Aufbaumaßnahmen wird eine Knochenentnahme aus dem Beckenkamm notwendig. Diese Zweiteingriffe sind in der Regel gefahrlos, können aber durchaus mit postoperativen Schmerzen und Schwellungen einhergehen. Auch hier ist es üblich, den Knochen mit einer Membran für die Einheilphase zu schützen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen