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Mittwoch, 21. September 2011

Angst vor dem chirurgischen Eingriff


Die Gefühle bei einer bevorstehenden Operation unterscheiden sich stark zwischen Zahnarzt(-team) und Patienten. Für den Zahnarzt und sein Team stellt der chirurgische Eingriff eine interessante Routinearbeit dar. Der Patient sieht der Situation jedoch mit gemischten Gefühlen entgegen und hat mit zwei Ängsten zu kämpfen: Zahnarztbesuch und Operation.

Nicht genug, dass die meisten Patienten von Haus aus mit einem unguten Gefühl in Richtung Zahnarztpraxis gehen – bei einem chirurgischen Eingriff wird diese Angst noch verstärkt. Hier gilt es nun vonseiten der Praxis kompetent und zugleich beruhigend auf den Patienten einzuwirken. In erster Linie ist es natürlich schon aus zwischenmenschlicher Sicht wichtig, dass sich der Patient wohlfühlt. Darüber hinaus kann die Angst aber auch den Behandlungsverlauf negativ beeinflussen. Ein aufgeregter Patient hört meist nur die Hälfte dessen, was ihm gesagt wird. Dazu gehören Verhaltensmaßnahmen vor der Operation, terminliche Details, Organisatorisches und Hinweise für die postoperative Versorgung. Angst verstärkt den körperlichen Stress, erhöht das Schmerzempfinden, steigert die Infektionsgefahr und verlängert insgesamt den Heilungsverlauf.

Aufgaben des Zahnarztes

Als erstes muss der Zahnarzt herausfinden, vor was der Patient genau Angst hat. Eine Aufklärung über Details, die den Patienten gar nicht stören, verunsichert unnötig. Fürchtet der Patient die Narkose, die ungewohnte Umgebung, die Operation an sich, die Spritzen, das Gefühl des Kontrollverlustes oder Schmerzen? Je nach Schwerpunkt müssen Beratung und Herangehensweise unterschiedlich vonstattengehen. Es geht darum herauszufinden, was den Patienten beunruhigt und woher er diese Ängste hat. Oft stellt sich heraus, dass er ärztliche Horrorszenarien aus einer der unzähligen Fernsehserien kennt, in denen die Patienten meist nur knapp dem Tod entkommen – wenn überhaupt. Was kann man als nächstes tun? Man muss für eine besonders gute Organisation sorgen. Die Wartezeit sollte möglichst kurz sein, damit sich der Patient nicht weiter in seine Befürchtungen hineinsteigern kann. Die Ansprechpartner müssen kompetent sein. Es ist kontraproduktiv, den Lehrling zur Seite zu stellen, weil der momentan am wenigstens zu tun hat. Er weiß auch am wenigsten und kann somit keine vertrauenswürdige Auskunft geben. Aussagekräftiges Informationsmaterial muss zur Verfügung gestellt werden, falls der Patient etwas in den Händen halten möchte. Leise Musik im Hintergrund ist Geschmackssache. Leichte Beruhigungs- oder Schlafmittel können die Stunden vor dem Eingriff erleichtern und sind gemeinsam abzusprechen.

Aufgabe des Patienten

Besonders wichtig zur Bekämpfung der Angst ist es, dem Patienten einen Teil der Verantwortung zu übergeben und ihn aktiv werden zu lassen. Je klarer dem Patienten der Nutzen ist, desto geringer wird die Angst vor dem Eingriff. Ratsam ist es, auf gute und dem Zahnarzt bekannte Informationsquellen hinzuweisen. Bücher, Broschüren oder das persönliche Gespräch sollten bevorzugt werden. Das Internet bietet zwar eine Fülle von Informationen, kann aber auch einen falschen Eindruck hinterlassen und die Panik verstärken. Dem Patienten muss vermittelt werden, dass er der Experte für sein
eigenes Wohlbefinden ist. Was tut ihm gut, welche Wohlfühlsituationen kann er herbeiführen? Braucht er Ablenkung in Form von Sport, Theaterbesuchen oder Gesprächen mit Freunden? Möchte er lieber ein Entspannungsverfahren erlernen oder in die Disco gehen? Man kann dem Patienten Hinweise geben, er soll dies jedoch selbst entscheiden.
Als letztes ist der Kontakt zu eventuellen Begleitpersonen wichtig. Hat der Patient geklärt, ob er gebracht und abgeholt wird? Hat der Zahnarzt die Kontaktdaten? Die Begleitperson hat letztendlich die Aufgabe, für den Patienten da zu sein, ihm zuzuhören und ihn gegebenenfalls abzulenken. Er kann dadurch die Arbeit des gesamten Teams unterstützen.
Die professionelle Zusammenarbeit von Zahnarzt, Team, Patient und Begleitperson erleichtert dem ängstlichen Patienten die Zeit vor und nach der Operation. Er ist sich des Nutzens des chirurgischen Eingriffs bewusst und hat die Situation aktiv mitgestaltet. Die Vorteile für alle liegen auf der Hand: Die Praxis erlangt aus medizinischer Sicht einen größtmöglichen Behandlungserfolg und der Patient fühlt sich aus psychologischer Sicht ernst genommen und gut aufgehoben.

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