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Donnerstag, 15. Dezember 2011

Beitrag 103 aus der Frenkenklinik: Kompositfüllungen



Komposite (latein composĭtum – zusammengestellt) sind zahnfarbene plastische Füllungsmaterialien für die zahnärztliche Behandlung. Laienhaft werden sie auch oft als Kunststofffüllungen bezeichnet, fälschlicherweise gelegentlich auch mit Keramikfüllungen (Synonym: Keramik-Einlagefüllung oder Keramik-Inlay) verwechselt. Das zahnmedizinische Einsatzgebiet der Komposite (Füllungen und die Befestigung von Keramikfüllungen, Kronen und Wurzelstiften mittels Komposit) wird auch als „adhäsive Zahnmedizin“ bezeichnet.
 
Sie bestehen aus einer organischen Kunststoffmatrix, die mit anorganischen Füllkörpern versetzt ist. Die Anwendung der Komposits erfolgte zunächst fast ausschließlich im Frontzahnbereich. Inzwischen werden Komposits mit einem erhöhten Füllkörpergehalt mit vielversprechenden Ergebnissen auch im Seitenzahnbereich eingesetzt. Vor allem machte aber die Weiterentwicklung der Haftvermittler (Bonding) und die Dentin-Adhäsivtechnik den Einsatz im Seitenzahnbereich möglich. Abwandlungen der Komposite sind Compomere und Ormocere, Glasionomerzemente sind eine andere Werkstoffklasse, die es aber inzwischen auch mit Kompositanteilen gibt.
 
Verarbeitung
Bei der Verarbeitung von Komposits ist eine relative oder absolute Trockenlegung wichtig, die mit Watterollen oder durch Anlegen eines Kofferdams (ein über die Zähne gespanntes Gummituch) erreicht werden kann. Feuchtigkeit verringert die Adhäsion an Dentin und Schmelz.
 
Vorteile gegenüber Amalgamfüllungen
Komposits sind in mehreren Farben lieferbar, so dass bei sorgfältiger Farbwahl ein Unterschied zu den vorhandenen Zähnen nur schwer zu erkennen ist. Amalgamfüllungen werden im Zahn durch kleine Unterschnitte befestigt, wenn die Kavität (der präparierte Hohlraum) nicht von vornherein so gestaltet ist, dass sie sich nach außen hin verjüngt. Dazu kommt, dass Amalgam zu den wenigen Legierungen gehört, die sich bei der Abbindung ausdehnen. Dadurch presst sich das Material bis in jede kleinste Unebenheit hinein und sorgt für einen dichten Abschluss. Andererseits kann dadurch aber auch ein Zahn, bei dem die Zahnhartsubstanz schon stark reduziert ist, „gesprengt“ werden. Bei Kompositfüllungen ist das anders: Hier klebt dies Material regelrecht im Zahn, so dass einerseits nur die kariöse Zahnsubstanz entfernt werden muss, andererseits durch die adhäsive Befestigung evtl. sogar eine Stabilisierung des Zahnes erreicht werden kann.
 
Vorteile gegenüber Keramikfüllungen
Gegenüber Keramikfüllungen können Komposite mit geringerem Zeitaufwand und kostengünstiger eingesetzt werden. Die Fertigstellung erfolgt in der Regel in nur einer Sitzung. Durch die direkte Herstellung der Komposite-Restauration im Zahn kann teilweise eine substanzschonendere Präparation der Kavität erfolgen, weil im Gegensatz zum laborgefertigten Keramik-Inlay keine Einschubrichtung berücksichtigt werden muss. Außerdem kann durch das direkte Verfahren auf eine Abformung verzichtet werden.
 
Nachteile
Die Verarbeitung des Kompositfüllungsmaterials ist sehr aufwendig und zeitintensiv, da es in mehreren Schichten aufgetragen und jeweils mit einer Polymerisationslampe gehärtet werden muss, um die Polymerisationsschrumpfung des Materials zu minimieren. Voraussetzung für eine dauerhaft dichte Kompositfüllung ist die adhäsive Befestigung am Zahn durch Anätzen mit Phosphorsäure und Auftragen eines Adhäsivs. Entsprechend ist auch der finanzielle Aufwand gegenüber Amalgamfüllungen höher, wenn auch geringer als bei Einlagefüllungen aus Gold oder Keramik.
 
Verfärbungen der Füllung durch Tee, Kaffee etc. sind möglich.
 
Mit der Zunahme der Kunststofffüllungen, die allmählich immer mehr die Amalgamfüllungen ablösen, verschiebt sich die Kritik von den Amalgamfüllungen zu den Kompositfüllungen. Diskutiert werden mögliche schädliche Wirkungen durch:
  •  Toxizität
  •  Mutagenität
  •  Östrogenität und
  •  Allergisierung
durch die Kompositfüllungen.
 
Die Toxizität, Mutagenität und Östrogenität konnte in Studien bisher nicht belegt werden und ist nach dem derzeitigen Kenntnisstand zu verneinen. Die Gefahr der Allergisierung betrifft vorwiegend den anwendenden Zahnarzt, der mit dem Monomer vom Komposit und mit den Dentinadhäsiven in Hautkontakt kommt. Dadurch können allergische Hautreaktionen bis hin zu schweren allergischen Kontaktekzemen mit nachfolgender Berufsunfähigkeit ausgelöst werden. Ein Einmalhandschuh hilft fast gar nicht gegen die Monomerpenetration, da er von den relativ kleinen Monomermolekülen innerhalb von nur drei Minuten durchdrungen wird. Deshalb ist bei eventuellem Kontakt ein sofortiger Handschuhwechsel anzuraten. Monomere und Dentinadhäsiva sollten deshalb nicht vom Behandler und der Assistenz berührt werden. Die Allergisierungsrate für den Behandler ist mit 1 bis 2 Prozent höher als bei Amalgam, liegt jedoch noch weit unter der Allergisierungsrate von Erdbeeren. Bei der Nutzen-Risiko-Abwägung (Erhalt des Zahnes mit einer Kompositfüllung oder Karies, Abszess und Zahnverlust) ist die Allergisierungsgefahr für den Patienten zu vernachlässigen.
 
In der medizinischen Fachliteratur sind keine Fälle von Vergiftungserscheinungen durch Komposite dokumentiert. Es liegen keine klinischen Daten vor, die für eine Schädlichkeit der Kompositfüllungen sprechen. Jedoch wurde bei In-vitro-Untersuchungen an Zellkulturen die Toxizität von Kompositen gezeigt. Die dabei eingesetzten Konzentrationen waren jedoch so hoch, dass eine klinische Relevanz fraglich erscheint. Das in der Zahnmedizin eingesetzte Zinkoxid-Eugenol ist beispielsweise in vitro wesentlich toxischer.
 
Eine relevante östrogene Wirkung der Komposite konnte nicht nachgewiesen werden. BisGMA enthält Bisphenol A, das an Östrogenrezeptoren bindet und somit eine pseudoöstrogene Wirkung entfaltet. Jedoch konnte Bisphenol A im Mundmilieu nicht nachgewiesen werden.

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